Donnerstag, Januar 26, 2006

Tage reisen

Was schreibt diese Zeit für schaurige Geschichten. Klirren und Krachen, Abgrund und Tränen hör ich, schau ich, fühl ich. Überall! Die Leidenen versammeln sich auf kaltem Asphalt während aus dem Radio leise rauschend Melodien die erstarrten Ohren verfehlen. Die Zeit der Zersplitterung hat also noch kein Ende genommen und treibt ihren Untertanen den Saft des Lebens schmerzhaft ins durchgenässte Fleisch. Gib mir alles was Du hast! Dies ist der Schrei meiner durchgepeitschen Seele die hin und wieder offen, rücklings, höhnisch lachen auf dem Boden liegt. Langsam und unbemerkt werde ich jedoch leise eingeflechtet, in den Schmerz den ich mit aller Kraft aufrecht weinend durch die Straßen trage. Einblicke plötzlich ergeben sich meiner und ich bin mehr Leid als das ich leide. Leichter und sinneingebunden reiche ich Hände, gebe mit ein. Lasset uns weiter furchtlos blicken, tief in die ernsthaften Augen zwischen denen nichts andres als die Kraft des Vergebens liegt.

Gibt es jemand glücklich verlorenen? Der jetzt da draußen die Früchte unserer Wunden isst?

Sonntag, Januar 22, 2006

eingemeißelt

Ich entstehe erst
In diesen Zeilen
Umgebracht
Behutsam abgestellt

Als Fußabtreter eingestellt
Tu ich
Unbeachtet, ungeniert
Routiniert die Seelen feilen

Ich werde bereist
Von widersprüchlichen Gesetzen
Die mich näckisch und gemein
In Stein einpflanzen

Ich bin gespendet
Als Wohltat verschenkt
Und klingel traurig hoffend
Am fettigen Übermorgen

Ich wurde zögernd gestellt
Als die allerste aller Fragen
Unterm Tannenbaum
Der Urliebe

Ich werde ausgebrütet
Im Sinne der Zeichen
Vorzeitlich abgerundet
Ungeduldig eingepasst

Ich enstehe erst
in diesen Zeilen
vorgelesen
einsam verweht...

Samstag, Januar 14, 2006

Das letzte Teil

Meine Bauchschmerzen haben endlich aufgehört. Gestern war ich in der Oper. Es wurde ein Ballett aufgeführt. Die urtümlichsten Melodien von Bach, die essenziellste Musik, die Klänge aus der die Seele besteht, begleitet von einem mit Leichtigkeit und Geschmeidigkeit hemmungslos verführerischen Tanz leerten mich aus, ohne Zögern. Bachs Musik die immer an Gottes Händen sich schmiegt, immer bei sich ist, immer sich selbst bleibt, nie Dein Herz Dir vor Deinen Augen aus der Brust reißt, nie nach Dir ruft. Die Musik die authentisch und selbstbewusst Dich wohlowollend von der Seite betrachtet, der Du einwilligen musst, die Dich nicht herbeireißt, die Dich nicht verspeist. Die Musik die Dich langsam und unbemerkt in die stets fortwährende Schöpfung Gottes einwiegt, die Dich ausgleicht auch wenn Deine Ohren nicht gespitzt. Die Musik die wie Licht in Deine Brust scheint, als die Du selbst nachklingst, als die Du sprichst und lächelst, die Dich weiter komponiert im Licht Deiner offenen Hand. Auf der Bühne: Wunderschöne Körper als Klangbewegung verkoppeln zwei Sinne, ergeben sich der Musik, werden getanzt von der unsichtbaren, zerbrechlichen Perfektion, die mit jedem Moment in dem sie Dir die Tränen in die Augen treibt, staunend und beglückt das Licht der Welt erblickt.