Dienstag, April 12, 2005

Vergebung

Am Sonntag bin ich beim Gottes dienst der Kirche der Mormonen gewesen. Ein Gottesdienst wie ich ihn so nie erlebt habe. Meine Erinnerungen an die Gottesdienste der evangelischen Kirche zu meiner Konformanden Zeit schienen wie aus einem anderen Leben zu sein. Ich erinnere mich da an Starre, Glaubensbekenntnis auswenidig lernen, kollektiver Zwang dem ich zu dieser Zeit gerade entwachsen wollte.
Mein Herz ist gereift und ich merke, dass eine kirchlichen Atmosphäre gefüllt mit weicher Liebesluft, zarter Fröhlichkeit, allesakzeptierende Offenheit wie ich sie letzten Sonntag spüren durfte sehr verwandelnd auf mich einwirkend kann. Zuerst haben wir über ein bestimmtes Thema gesprochen, die Auferstehung. Was bedeutet, dass Jesus auferstanden ist. Den Tod umarmen, Leben bejahen. Alle Interpretationen hatten Platz, keine Tabus.
Den abschließenden Gottesdienst selbst fand ich sehr außergewöhnlich: Jeder der wollte, ob Mormone oder nicht, durfte nach Vorne gehen und sein Zeugnis geben. Das war sowas von mitreißend wie ich es selten erlebt habe. Da standen Frauen vorne die vor Glücklichkeit über eine Passage in der Bibel, das Leben oder den Frühling anfingen zu weinen und die ganze Gemeinde in ihren Bann zogen. Menschen die in aller Ehrlich- und Offenheit ihr Leid kundgaben. Ein Mädchen dass voller Lebendigkeit alle Menschen im Raum ein Lächeln aufs Gesicht setzte. Auch ein Mann der mir sehr verwirrt schien und zusammenhangslose Sätze vortrug wurde mit offenen Armen aufgenommen. Mir fiel es selten so einfach mich vollkommen zu öffnen, alle Teilrealitäten, alle Schwächen und Oberflächlichkeiten der Menschen einzuatmen und zu akzeptieren.
Als ich mit einem Lächeln auf dem fahrrad nach Haus fuhr, fühlte ich mich irgendiwe total sicher, von irgendetwas beschützt, Gottes Hand über mir. Sowas hatte ich noch nie so deutlich gespürt.
Ich merke deutlich wie wichtig es für mich ist neben allmorgentlicher Atemkonzentration auch diese Fülle mit Menschen zusammen erfahren zu dürfen. Ich gehe auch gerne jetzt öfters zu den coolen unsichtbaren Zen Praktizierenden, aber wie André sagt, es fehlt was. Dort scheint mir alles sehr steril, klar, rein, deutlich, blitzblank. Ein Handschlag ist schon viel. Der Raum schmeckt nach Nichts.
Lass die Gedanken, zurückzum Atem! Während die Gläubigen immer was in der Hand haben wollen, sich ohne Körper immer noch an was klammern, flüchten die Zenleute weg von allem spürbaren. Ab ins pure Sein.
Well well….ying and yang, male and female….u name it!
Erbarmen und Frieden und Liebe mögen euch in reichem Maße von Gott zuteil werden!